Langeweile.

Wenn man einen anstrengenden Alltag hat, gefüllt mit viel Müssen und Hetzen, dann sehnt man sich nach einer Auszeit, nach Ruhe und nach Faulenzen ohne schlechtes Gewissen. Vor meiner Abreise nach Griechenland habe ich so empfunden und konnte den Tag kaum abwarten, an dem ich Stress und Hektik hinter mir lassen und einfach nur ERASMUS-Studentin sein konnte.

Die ersten Wochen waren auch prima. Jeden Tag ein paar Stunden Sprachkurs, ein klein wenig Hausaufgaben und nachmittags zum Strand oder die Umgebung erkunden. Gerade so viel Verpflichtung, dass man sich aufs Wochenende freut, es jedoch nicht dringend benötigt.

Der Sprachkurs ist jetzt seit zwei Wochen vorüber, die ERASMUS-Formalitäten liefen bisher erstaunlich glatt und… mir ist langweilig. Man mag es kaum glauben, aber mir ist tatsächlich langweilig. Nicht, dass ich es nicht genießen würde, einfach in den Tag hineinzuleben, mich für Essen in der Mensa zu verabreden, Leute zum Kaffeetrinken zu treffen, Stunden am Strand zu verdösen oder einfach nur mit viel Muse stundenlang zu lesen. Aber irgendwann bekommt das einen faden Beigeschmack.

Ich brauche endlich wieder eine Aufgabe. Eine Herausforderung oder ein wenig Verantwortung, eine Verpflichtung, die meine Tage strukturiert. Ich bin schon so weit, dass ich auf einen Aushang reagiert habe, mit dem eine deutsche Studentin gesucht wurde, die mit zwei Kleinkindern einer deutsch / griechischen Familie spielt und Deutsch spricht. Leider war ich zu langsam, scheinbar hat noch jemand nach einer Aufgabe gelechzt. Halb erfolgreich war der Versuch aber trotzdem: Vielleicht werde ich mit der Mutter der Kinder ein Sprachtandem ausprobieren, am Montag werde ich mehr erfahren.

Montag ist sowieso der Tag, den ich sehnlichst erwarte. Die Veranstaltungen an der Uni gehen los – zumindest auf dem Papier. Ich hoffe bloß, dass die Studenten an meinem Department nicht so sehr in Pöbellaune sind, wie die anderer Departments, die schon jetzt den Lehrbetrieb mit Streiks lahmlegen. Wenn ich wegen Streiks keine Veranstaltungen besuchen kann, dann muss ich mich wohl oder übel den Streikenden anschließen, um wenigstens irgendwas zu tun zu haben…

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